Die Bienen

Bienen leben nach ihrem eigenen Kalender. Wenn der sogenannte phänologische Kalender im März mit dem Vorfrühling ins Jahr startet und die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, findet bei meinen Bienen der Generationswechsel von Winter- auf Sommerbienen statt. Nach einem ersten Reinigungsflug sammeln sie Pollen und Nektar, dankbar für die erste Nahrung in der Natur. Zur in der Pfalz typischen Mandelblüte im Erstfrühling setze ich die Honigräume auf die Völker, damit ich nach der meistens sehr ertragreichen Obst- und Rapsblüte Ende April meinen ersten Honig ernten kann.

Mit Erreichen des Vollfrühlings, wenn der Flieder blüht, habe ich alle Hände voll zu tun, um die Bienen im wahrsten Sinne des Wortes im Zaum zu halten. Die Völker wachsen um diese Jahreszeit sehr stark und haben einen enormen Drang, sich zu vermehren. Das passiert durch das sogenannte Schwärmen: die alte Königin zieht mit einem Teil des Volkes aus und sucht sich ein neues Zuhause. Wer jemals einen Bienenschwarm gesehen hat, weiß, dass das ein ziemlich spektakuläres, aber ungefährliches Schauspiel ist. Natürlich verlässt die Königin den Stock nicht, ohne dafür gesorgt zu haben, dass der zurückbleibende Teil des Volkes eine neue Königin bekommt. Ungefähr acht bis 12 Tage zuvor hat sie nämlich ein Ei in eine speziell angefertigte Königinnenzelle, auch Weiselzelle genannt, gelegt. Schlüpft die neue Königin nach weiteren vier bis acht Tagen, so ist die Vermehrung gelungen. Um einen solchen Schwarm zu verhindern, schaue ich durch Frühsommer bis zum Hochsommer, wenn die Linde blüht, einmal pro Woche nach meinen Bienen. Dann hört der Schwarmtrieb auf und es wird zeitlich etwas entspannter für mich an den Bienenstöcken.

Ist zum Beginn des Spätsommers, wenn die ersten Früchte an den Bäumen reifen, der letzte Honig geerntet, werden leider auch die Bienen etwas schlechter gelaunt. Sie sind auf der Suche nach Futter, und ich muss darauf achten, ihnen den Frühherbst hindurch rechtzeitig und ausreichend Futtersirup zu geben, den sie für die Aufzucht der Winterbienen benötigen. Bis spätestens Mitte Oktober, der durch den Beginn des Vollherbstes gekennzeichnet ist, sollten die Bienen ca. 20 Kilogramm Futtersirup pro Volk bekommen haben, um sicher über die Wintermonate zu kommen. Da die Winterbienen nur selten ausfliegen und „verschleißen“, leben sie fünf bis sechs Monate, also lang genug, um über die kalten Jahreszeiten Spätherbst und Winter hinweg das Überleben der Königin und des Volkes zu sichern.